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Die Synagoge zu Fürstenau

Jüdisches Leben in Fürstenau - Synagoge - Fensterwölbung 2018 - Foto: Antonius Westermeier

Die Fensterwölbung ist noch erkennbar, 2018; Foto: Antonius Westermeier

Im nordrhein-westfälischen Fürstenau befand sich von 1854 bis zu den Novemberpogromen 1938 die Synagoge der lokalen Jüdischen Gemeinde. Wer heute durch den Ort spaziert sieht nicht, dass das unauffällige Gebäude in einem Abschnitt der heutigen Detmolder Straße einst als Gebetshaus errichtet und genutzt worden ist.
Wie viele Synagogen im nationalsozialistischen Deutschland wurde sie verkauft und ihrem ursprünglichen Zweck entfremdet: Das Gebäude wurde zu einer Garage umgebaut, dass es einmal eine Synagoge war, sollte – so lautete die Auflage an den Käufer – nicht mehr erkennbar sein.
Im Fall der ehemaligen Fürstenauer Synagoge sind noch Informationslücken zu füllen: ein Foto der ehemaligen Synagoge vor ihrer Verwüstung 1938 fehlt derzeit beispielsweise noch.
(Quelle: Jewish Places)

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Die Existenz eines Gebetsraums in Fürstenau ist bereits 1724 belegt, als der Corveyer Fürstabt den Juden aus Löwendorf gestattet, der „Synagoge in Fürstenau den Jüdischen Gesätzen gemäß beyzuwohnen“, eine Genehmigung, die 12 Jahre später widerrufen wird. Vor der Mitte des 19. Jahrhunderts ist im Hause des Sievers (Nr. 42) eine angemietete Betstube belegt. Als Vorsänger zu dieser Zeit fungierten Aron Rosenstein und Salomon Lipper.

Nachdem Fürstenau 1853 mit Löwendorf, Brenkhausen und Bödexen zu einer Synagogengemeinde zusammengelegt worden war, wurde 1854 die Fürstenauer Synagoge errichtet, die den Juden der Gemeinde für die folgenden rund 80 Jahre als Tempel diente. Eine eigene jüdische Schule gab es nur für einen kurzen Zeitraum um 1850, denn die Anzahl der Kinder war doch zu gering. Sie besuchten die katholische Schule im Dorf oder wurden von Hauslehrern unterrichtet.

In der Nacht vom 22. auf den 23. August 1938 wurde erstmals in die Synagoge eingebrochen, die zu religiösen Handlungen bestimmten Gegenstände wie Gesetzesrollen, Gebetsmäntel, Thorabänder usw. wurden beschädigt und in allen Teilen des Dorfes verstreut. Aufschlussreich ist das auf die Anzeige des Synagogenvorstehers Markus Judenberg hin aufgenommene Polizeiprotokoll. Würzburger schreibt:

„Dort heißt es u.a., daß die Meinungen der Volksgenossen auseinandergingen, wobei einige meinten, daß die Juden selbst oder durch Mittelsmänner den Einbruch hätten verüben lassen, ›um Mitleid zu erwecken‹. Andere glaubten, daß die Täter nicht aus Fürstenau gewesen seien. Eine kleine Gruppe der Füstenauer bestehe aus staatsbejahenden Partei- und Volksgenossen, die als Täter nicht in Frage kämen, ›während die andere weit größere Gruppe aus den Juden und judenfreundlichen Elementen besteht‹. Täter konnten trotz Einschaltung der Staatspolizei Bielefeld nicht ermittelt werden, da die Juden alles getan hätten, um eine erfolgreiche Spurenarbeit unmöglich zu machen.“

Quelle: www.jacob-pins.de (siehe: Die Synagoge in Fürstenau)

Literatur

Fritz Ostkämper: Juden in Fürstenau, Internet-Seite: Jacob Pins Gesellschaft – Kunstverein Höxter e.V. (13.5.2008)

Elfi Pracht: Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen. Teil III: Regierungsbezirk Detmold (Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern von Westfalen, Bd. 1.1), Köln 1998, S. 198-200

Ernst Würzburger: „Die ehemalige jüdische Gemeinde Fürstenau“, in: Höxter-Corvey. Monatsheft des Heimats- und Verkehrsvereins, 36. Jg., Nr. 11 (November 1988), S. 5-15

Danksagung

Auch zur Synagoge in Fürstenau basieren zahlreiche historische Daten und Fakten auf der Arbeit von Fritz Ostkämper (Jacob Pins Gesellschaft).

Jewish Places

Die neue interaktive Karte zu jüdischen Orten in Deutschland
Synagoge Fürstenau

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Weitere Quellen/Links:

Mit besonderem Dank:

Antonius Westermeier
Ortsheimatpfleger Höxter-Fürstenau

Homepage „Spurensuche: Die jüdischen Mitbürger Fürstenaus“
Geschichte und Geschichten der ehemaligen jüdischen Gemeinde
Die Synagoge zu Fürstenau
Die Synagoge als Gebets- und Versammlungsraum

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Linksammlung für die Recherche zu jüdischen Themen
Jüdisches Museum Berlin

Recherchen der Familie Tenhumberg zu den Jahren 1933 – 1945
Fürstenau/Höxter 1933 – 1945

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